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Gedenken zum 75. Jahrestag der Befreiung

Falkensee, den 08. 05. 2020

In stillem Gedenken legte Bürgermeister Heiko Müller zusammen mit der Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Julia Concu, zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und dem Ende des 2. Weltkrieges in Europa einen Kranz an der Gedenkstätte im Geschichtspark, dem ehemaligen Außenlagers des Konzentrationslagers Sachsenhausen, nieder. Sie gedachten all jenen Menschen, die in der Zeit des Hitler-Faschismus in Deutschland und der ganzen Welt ihr Leben ließen, insbesondere auch denen, die unermüdlich Widerstand leisteten und mutig für Freiheit kämpften.

 

„Es ist unser aller Pflicht, gegen das Vergessen zu arbeiten und uns mit aller Kraft Demokratiefeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus entgegenzustellen. Diese Kraft wächst besonders aus der Erinnerung und aus der Aufklärung. Nur so sorgen wir dafür, dass sich das unsägliche menschliche Leid nicht wiederholt.“, so Heiko Müller.

 

Der heutige Geschichtspark ist ein Ort der Erinnerung und des Gedenkens. Er vermittelt mit der erhaltenen Häftlingsbaracke und den frei gelegten Fundamenten einen Eindruck des ehemaligen KZ-Außenlagers Sachsenhausen, das sich von 1943 bis 1945 auf dem Gelände am östlichen Falkenseer Stadtrand befand. Noch heute ist die seit 1967 bestehende Gedenkstätte Treffpunkt zahlreicher Gruppen, insbesondere von Delegationen ehemaliger Häftlinge und Schulklassen, aus Europa. Der Besuch norwegischer Schülergruppen entwickelte sich zur Tradition: Gemeinsam mit  Falkenseer Schülerinnen und Schülern gedenken sie jährlich den Häftlingen des Lagers, die aus nahezu allen europäischen Ländern stammten, hauptsächlich in der deutschen Rüstungsindustrie arbeiteten und großes Leid und Tod erlitten. Insgesamt befanden sich in Falkensee sechs große Arbeitslager für KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.

 

Das Nazi-Regime zeigte sich in ganz Falkensee mit voller Härte: Jüdische Bürgerinnen und Bürger sowie Personen, die sich gegen die Ideologie stellten, bekamen den Hass und die Ablehnung der Nationalsozialisten zu spüren. Die Verfolgten und ihre Namen geraten jedoch nicht in Vergessenheit: Dank der Vorbereitungsgruppe Stolpersteine Falkensee und Umgebung machen bereits 26 Stolpersteine im Stadtgebiet auf ihre Schicksale aufmerksam.

 

Während des Krieges war Falkensee weitgehend von Kriegsschäden verschont geblieben. Dennoch war die Gemeinde mit damals 33.000 Einwohnerinnen und Einwohnern wie viele Städte nach dem Krieg von den Auswirkungen des Terrorregimes stark gezeichnet: Hunger und Flüchtlingselend, Krankheiten und eine mangelnde Versorgung mit Wasser, Strom und Gas, die Ungewissheit über das Kommende. Am schwersten wog jedoch das menschliche Elend: Viele sind im Krieg gefallen, Familien wurden auseinandergerissen, Menschen wurden vertrieben. Der Neubeginn nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus war für alle Falkenseerinnen und Falkenseer schwer und voller Herausforderungen. Das Museum in der Falkenhagener Straße 77 gibt in seiner Dauerausstellung Einblicke zum Falkenseer Leben in dieser Zeit.

 

Bürgermeister Heiko Müller: „Die aktuelle Coronavirus-Pandemie verdeutlicht uns, wie wichtig Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung in Krisensituationen sind. Nur eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung, in der Menschen aufeinander zugehen, kann Herausforderungen gemeinsam und erfolgreich bewältigen. Ich bin froh, dass sich in unserer Stadt so viele Bürgerinnen und Bürger gegen Hass und Gewalt und für ein Miteinander engagieren.“

 

Für den Geschichtspark wurde 2018 ein Konzept erarbeitet, dass u. a. auch der Informationsvermittlung dienen soll. Im vergangenen Jahr wurde mit der Umsetzung begonnen. An den drei Eingängen wurden neue Informationstafeln in Form von Stelen aufgestellt. Auf diesen gibt ein Übersichtsplan Informationen über Lage, Dimension und Inhalt des Geschichtsparks. Hierfür gab es auch Fördermittel vom Land Brandenburg. In diesem Jahr steht die Sicherung der ehemaligen Häftlingsbaracke an. Die dafür erforderlichen Bauleistungen wurden bereits ausgeschrieben. Die Ausführung ist für dieses Jahr vorgesehen. In einem weiteren Schritt sollen weitere Infotafeln an den wichtigsten baulichen Relikten aufgestellt werden. Die zeitliche Umsetzung ist derzeit noch offen.

 

 

Dokumentarfilm "Sie nannten mich Benjamin - Erhard Stenzel" online

 

Aufgrund der weiterhin geltenden Beschränkungen in der Coronavirus-Pandemie können geplante Veranstaltungen zum 75. Jahrestag, wie die Führung durch den Geschichtspark mit Museumsleiterin Gabriele Helbig oder die Filmvorführung des Dokumentarfilmes „Sie nannten mich Benjamin – Erhard Stenzelleider nicht stattfinden. Interessierte können den Bericht aus dem Leben des letzten noch lebenden deutschen Résistance-Kämpfers, der heute in Falkensee lebt, zum 75. Jahrestag jedoch gern online anschauen.

 

 

 

Bild zur Meldung: Unser Bild zeigt SVV-Vorsitzende Julia Concu und Bürgermeister Heiko Müller im stillen Gedenken im Geschichtspark anlässlich des 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus.

 
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