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27. Januar: Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus

Falkensee, den 27. 01. 2022

 

Sie irren im Lager um mit kranken, entsetzten Blicken 
Und leben wahrscheinlich noch.

Das können sie nicht begreifen. 

Gertrud Kolmar, Aus: Die Gefangenen (1933)

 

In diesen Tag wird der Millionen Toten gedacht, die der planmäßigen Vernichtung durch die Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das Vernichtungslager Auschwitz, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden und ums Leben kamen. Heute ist Auschwitz ein Synonym für den Holocaust, den Völkermord an den Juden und erinnert an alle Opfer eines beispiellosen totalitären Regimes. Auch Bürgerinnen und Bürger aus Falkensee kamen in Vernichtungslagern und Ghettos um. Gertrud Kolmar (Pseudonym für Gertrud Käthe Chodziesner, 1894–1943) ist eine von ihnen.

 

Die Lyrikerin lebte in den Jahren 1923 bis 1939 im Haus ihrer Eltern in Falkensee-Finkenkrug. In der Schönheit und Abgeschiedenheit des Ortes entstand fast ihr gesamtes Werk. Sie wurde während der "Fabrikaktion" am 23. Februar in Berlin verhaftet und am 2. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ihr Todesdatum ist nicht bekannt. Gertrud Chodziesners Leben wurde gewaltsam durch die Nationalsozialisten beendet. Ihre Gedichte, die sie unter dem Namen Gertrud Kolmar schrieb, sollen nicht vergessen werden. Dazu mag die Dauerausstellung im Falkenseer Museums beitragen.

 

Am 22. September 1933, einige Tage nachdem im Berliner Tageblatt ein schönfärberischer Artikel über das Konzentrationslager Sonnenburg erschienen war, entstand ihr obiges Gedicht aus dem Zyklus "Das Wort der Stummen". Es zeigt früh die wirklichen Verhältnisse auf und verleiht somit Gefangenen aus dem Konzentrationslager eine Stimme, zu denen auch Gertrud Kolmars Cousin, der Arzt und Kommunist, Georg Benjamin, gehörte. 

 
 
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