Gedenkveranstaltung zum Jubiläum „30 Jahre Mauerfall“

Falkensee, den 12. 11. 2019

Als einen „Glücksfall der Geschichte“ bezeichnete Bürgermeister Heiko Müller in seiner Rede zur Gedenkveranstaltung am 9. November 2019, dem 30. Jahrestag des Mauerfalls, in der Heilig-Geist-Kirche Falkensee die friedliche Revolution, die am Abend des 9. Novembers 1989 die deutsche Geschichte veränderte. Die zahlreichen Gäste, die der Einladung der Stadt Falkensee, der Evangelischen Heilig Geist Kirchengemeinde sowie der städtischen Kultureinrichtungen und des Evangelischen Kirchenkreises Falkensee gefolgt waren, nickten zustimmend. Sie alle waren in Gedenken an die „Zeitenwende“ zusammengekommen, in der auch Falkensee aus dem Mauerschatten trat. Vier Zeitzeugenberichte, die lebhaft durch die Leiterinnen und Leiter der Kultureinrichtungen vorgetragen wurden, verdeutlichten die Tage der Ungewissheit, der Beklemmung, des Umbruchs und einer neu gewonnenen Freiheit. Musikalisch begleitet wurde die Gedenkveranstaltung durch den Bläserchor des Kirchenkreises unter der Leitung von Kreiskantor Stephan Hebold.

 

Mit ihren eigenen Erinnerungen an den Tag des Mauerfalls eröffneten Pfarrer Steffen Schumann und Luise Herbst, Beigeordnete und Dezernentin der Stadt Falkensee, die Veranstaltung, zu der neben der Botschafterin von Madagaskar auch die Staatssekretärin Ines Jesse und Vertreter aus Stadt- und Landespolitik gekommen waren. 

 

Juliane Wutta-Lutzmann, Leiterin des Kulturhauses, las aus dem Zeitzeugenbericht von Herrn Conrad (Vorname unbekannt) und schilderte anschaulich seine persönliche Betroffenheit als Anwohner des Grenzgebietes. Die Erlebnisse und den Mauerbau aus Sicht des Ehepaars Ganskow, deren Sohn zur Gedenkveranstaltung anwesend war, verlas Ingo Wellman, Leiter des Haus am Angers. Ergriffen gab Museumsleiterin Gabriele Helbig den Zeitzeugenbericht von Brigitte Kerl, die ebenfalls im Publikum weilte, wieder. Als ehemalige Mitarbeiterin der Stadt war sie nach dem Mauerfall in Berlin eine der ersten, die das Grenzgebiet begehen durfte, bevor die Mauer zwischen Falkensee und Spandau am 13. November geöffnet wurde. Christiane Radon, die Leiterin der Stadtbibliothek, gab die Worte von Helga Werder wieder, die 1991 mit einer eindringlichen Rede die Ausstellung zum Mauerfall in Falkensee eröffnete. Auch sie war zur Gedenkveranstaltung erschienen.

 

Einen zeitlichen Abriss der Geschehnisse, die zum Mauerbau führten, gab Bürgermeister Heiko Müller in seiner Rede. „Die Geschichte der deutschen Trennung begann bereits mit der Bildung der Sektoren nach dem Kriegsende. Die Lage spitzte sich zu. Schon früh durften Westberliner nur noch nach Ostberlin, nicht mehr aber nach Ostdeutschland.“ Damit deutete Müller auf viele betroffene Familien, die durch die Arbeit und den Wohnort eng mit der Region Berlin/Falkensee verwoben waren. „Zwischen 1952 und 1961 war die Angst ein großer Bestandteil des alltäglichen Lebens. Alle fragten sich, was passieren würde. Das sogenannte „Rübermachen““ war für viele Familien ein schwieriges jedoch auch allgegenwärtiges Thema.“ Mit dem Mauerbau, so Müller, brach für viele Menschen eine Welt zusammen. Er erinnerte sich an seine eigene Familie, die nach Westberlin ziehen wollte, jedoch von den Geschehnissen des Mauerbaus überrollt wurde. Revue passierend blickte er auf ein Leben in zwei Welten: Dem unerreichbaren Westen und der realen DDR, sprach von Träumen und Sehnsucht. Letztlich verdeutlichte er mit harten Fakten eine durch Flucht und Unterdrückung geprägte Zeit: Allein Falkensee hatte sieben Mauertote zu verzeichnen. Die Einwohnerzahl der Gartenstadt schrumpfte von 31.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 1961 auf 21.000 Ansässige im Jahr 1989. Doch die Tage des Umbruchs und der Mauerfall brachten Freude und Hoffnung. „Friedlich wurde die deutsche Teilung überwunden. Auf diese Geschichte kann man stolz sein und man muss dankbar sein“, so Müller. „Selbst, wenn noch nicht alle Folgen der Teilung überwunden sind und manche Erwartungen doch unerfüllt blieben, wächst schlussendlich das zusammen, was zusammengehört.“

 

Pfarrer Dr. Bernhard Schmidt, Vorsitzender der kollegialen Leitung des Kirchenkreises Falkensee, zeigte auf, dass die Revolution von vielen Menschen ausging, die Kirche als Schutzraum für Andersdenkende und Kritiker jedoch einen maßgeblichen Anteil daran hatte. So endete die Gedenkveranstaltung mit dem Kirchenlied „Vertraut den neuen Wegen“, das die Gäste mit Begleitung des Bläserchors sangen. Pfarrer Schumann zum Abschluss: „Mauern haben kein Bestehen, wenn wir das wollen. Auf dass die Mauern, die noch in der Welt stehen, so friedlich wie damals fallen.“

 

Bild zur Meldung: Gedenkveranstaltung zum Jubiläum „30 Jahre Mauerfall“

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11. 11. 2019